Ziermaterialien im Pfeifenbau

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Die Verwendung von Ziermaterialien im Pfeifenbau ist heute wieder sehr verbreitet. Dabei kommen unterschiedliche "Biomaterialien" und  fossile Stoffe genau so zum Einsatz wie Metalle. Die Verwendung derartiger Materialien hat im Grunde genommen zunächst rein praktische Gründe: Die Verlängerung des Holmes und der Schutz des Übergangsbereiches zwischen Holm und Mundstück.

So hat die Verwendung von Bambus und Horn hat schon eine lange Tradition. Sie geht, wenn man einmal von regionalen Besonderheiten wie in Japan absieht, im Wesentlichen auf Sixten Ivarsson zurück, der in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg vor allem aus Gründen der Sparsamkeit Holmverlängerungen aus Bambus und Horn verwendete, um aus dem noch raren Bruyere möglichst viele Köpfe zu fertigen. Oft kolportiert wird die Äußerung eines Pfeifenmachers, dass Sixten aus einer Kantel drei Pfeifen machte, aus der ein anderer nur eine Pfeife hätte machen können.

Heute ist guter Bambus und gutes Horn fast seltener als gutes Bruyere-Holz. Besonders beim Bambus kommt es für den "Wert" einer Pfeife mit darauf an, wieviele "knuckles" pro Längeneinheit das Bambusstück aufzuweisen hat.

Sehr seltenes, naturgebogenes Bambusstück (li.), sowie ein gleichfalls sehr schönes, schlankes gerades Bambusstück,
die  zwei  Spitzenpfeifen zur Zierde gereichen

Die Verwendung von Horn verlangt großes Handwerkliches Geschick und vor allem Geduld. Kaum ein anderes Material zeigt so große Volumenschwankungen wie Horn, wenn es nicht ordentlich abgelagert ist. Hässliche Stufen zwischen Holz und Horn sind dann das Resultat, welches oft erst nach der Fertigung auftritt. Wunderbare Arbeiten mit Horn fertigen  z.B. Bo Nordh und Cornelius Mänz an. Horn findet auch als Ziermaterial in Mundstücken Verwendung, wodurch eine rein "optische"  Holmverlängerung bewirkt wird.

   

Unterschiedliche Hornapplikationen

Initiiert von Lars Ivarsson erfreuen sich heute kleine Ringe aus hellen Materialien großer Beliebtheit. Hierbei handelt es sich um Ringe aus fossilem Elfenbein oder hellen Zierhölzern wie Buchsbaum oder Birke. Hölzer findet auch als Ziermaterial an Mundstücken Verwendung, wodurch eine rein "optische"  Holmverlängerung bewirkt wird.  Schöne  Ringe zum Holmabschluss verwenden neben Lars Ivarsson auch gern Wolfgang Becker und Cornelius Mänz. Auch Knochen kann gut als Ziermaterial herhalten, allerdings ist die Verarbeitung sehr geruchsintensiv.

Zierringe aus Mammut-Elfenbein (links) und Knochen (re.)

Fossiles Elfenbein als Holmextension ist wegen des Preises sehr selten, dafür finden wir neben Bambus auch Buchsbaum als Material für Holmverlängerungen. Schöne Stücke gibt es von Tom Eltang, Bengt Carlson und Cornelius Mänz sowie von Peter Hedegaard. Buchsbaum als Holmextension hat den Nachteil, dass beim Herausdrehen des  Ebonitmundstücks quietschende Geräusche auftreten. Viele Pfeifenmacher scheuen deshalb die Mühe nicht, diese Buchsbaumstücke mit Bruyere  auszufüttern oder befestigen die Buchsbaumstücke unmittelbar am Mundstück anstatt am Holm.

Ziermaterial am Holm: Buchsbaum 

 

Ziermaterial am Mundstück:  Links Buchs, rechts Finnische Birke

Selten ist auch die Verwendung von Ebenholz im Pfeifenbau. Zwar ist Ebenholz nicht durchgängig schwarz sondern weist eine schöne, blutrote, feine Maserung auf, allerdings kontrastiert es schlecht mit Ebonitmundstücken.

Zweifarbiges Grenadill-Holz (links) und Ebenholz mit Zwischenringen aus Akazienholz

Die Verwendung von Geweih ist ebenfalls selten. Man findet sie bei Werner Mummert und Tyler Lane und, in recht ausufernder Form, bei Sam Learned, bei dem halbe Hirschen an der Pfeife zu hängen scheinen.

Zwischenstücke aus Geweih

Die Verwendung von Metallen im Pfeifenbau ist sicher noch viel älter als die der o.g. Materialien. Silberringe finden sich seit jeher an klassischen Pfeifen aus England und Irland und auch die wundeschönen Stecker (spigot) haben dort ihren Ursprung. Es ist anzunehmen, dass Metallringe zunächst bei Holmbrüchen zum Einsatz kamen bzw. als Verstärkung "prophylaktisch" angebracht wurden. 

Silber-Spigot (links) an einer dänischen und Silberring an einer irischen Pfeife

Gold-Spigot (links) und Goldring an Pfeifen einer englischen Traditionsmarke

Goldring an einer golden- kontrastgebeizten Pfeife (li.), punzierter Silberring (re.)

Inzwischen hat sich der Einsatz von Silber, Gold und Edelstahl als Zierelement durchgesetzt. Die Anfertigung von solchen Kunstwerken erfreut sich ebenso hoher Wertschätzung wie der Pfeifenbau selbst. Hervorragende Silberarbeiten finden wir z.B. bei Les Wood und Ulf Noltensmeier (S. Bang). Auch Messing und Edelstahl sowie Titan finden Verwendung. Auf die Anfertigung extrem passgenauer Edelstahl und Titanapplikationen hat sich Daniel Jud spezialisiert.

Messing- und Edelstahlapplikationen

Andere Ziermaterialien wie Bernstein und Kunstbernstein oder Lapislazuli sind im Pfeifenbau nicht unbekannt, aber vergleichsweise selten anzutreffen, führen aber zu durchaus interessanten Ergebnissen.

 

Naturbernsteinring am Mundstück und Kunstbernstein zum Holmabschluss