Die Geschichte der Dänischen Pfeifen

 

von  Jakob Groth - Dänemark
übertragen, ergänzt und bebildert von  Jörg Lehmann

 

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Tom Eltang

 Tom Eltang begann in einem sehr jungen Alter Pfeifen zu machen. Schon als Kind war er an den Geheimnissen der Pfeifen interessiert, ein Interesse, das er von seinem Vater erbte. 1974, im Alter von 16, begann er bei Anne Julie in der Vester Voldgade in Kopenhagen zu arbeiten. Er ging auf dem Pfad, den ein zukünftiger Pfeifenmacher nehmen muss: Er reparierte von früh bis spät Pfeifen über mehrere Jahre. Mit der Zeit wurde ihm erlaubt, sich selbst an eigenen Pfeifen zu versuchen. Nach weiteren 3 Jahren in Pibe-Dans Werkstatt war Tom bereit, unabhängig zu werden. Zuerst aber musste er sich einmal körperlich austoben. Also segelte er für ein Jahr in den dänischen Meeren herum. Seit 1981 hat Tom sein Eigen Laden in Taarbaek, wo er auch mit seiner Familie lebt. Einig Zeit arbeitete Tom auch als Schreiner oder Zimmermann. 

Die Spezialität von Tom ist sein zu Perfektion getriebenes finish, die so genannte Laborfärbung. Er lernte diesen Färbung bei Anne Julie zu kennen, die sie auch verwendet hat, aber niemand hat dieses finish mehr als Tom perfektioniert. Er hat auch für Stanwell dieses finish, „golden contrast“ genannt, auf einige der besten Pfeifen gemacht. Er schuf auch einige Formen für Stanwell in der 90ern. Tom stempelt die allerbesten von seinen (nicht vielen) Pfeifen mit einer netten kleinen Schnecke. (inzwischen gibt es ein umfassenderes Grading mit: Saturn, Mond, Stern, Sonne und Schnecke, Anm. d. Übers.)

 

Sixten Ivarssonals Pfeifenmacher

 Wir haben die Wichtigkeit von Sixten Ivarsson im Allgemeinen bereits betrachtet aber wir werden nun darauf eingehen, was ihn, außer der Erste gewesen zu sein, noch auszeichnete. Sixten Ivarsson begann mit neuen Formen am Ende die 40ger und am Anfang der 50ger Jahre. Vor dieser Zeit waren die Formen hauptsächlich klassisch. Die wenigen Formen, die nicht klassisch waren, waren krumm und formlos. Sixten war der Erste, der die Köpfe weiter ausformte und die sogenannte Freehand-Pfeife schuf. 

Um zu verstehen, was daran so neu war, müssen Sie etwas über das Ausformen von Pfeifeköpfen wissen. Es gibt grundsätzlich drei Arten, den Kopf zu formen:

Eine Kopierfräse schneidet die Bruyère-Kantel nach einer Schablone, es entsteht eine Serie identischer Köpfe. Diese Methode wird traditionell von Pfeifefabriken verwendet.  

Der Pfeifenkopf wird vom Pfeifenmacher geschnitten oder auf einer Drehbank gedreht. Ein guter Pfeifenmacher kann fast (98%) identische Formen machen. Wenn Klötze gedreht werden, werden sie natürlich runde Formen haben (runde Köpfe und Holme). Das überflüssige Holz wird dann mit dem Bandschleifer entfernt.

Der Pfeifenkopf wird aus freier Hand  auf einer Schleifscheibe entwickelt. Dies erlaubt dem Pfeifenhersteller, asymmetrische Formen zu machen. 

Diese letzte Art, Pfeifenköpfe zu schaffen, war neu. Und Sixten war der Erste, der wirklich auf diese Weise Pfeifen gestaltete. Mehrere seiner unsymmetrischen Formen wurden auch von Stanwell produziert.  Viele seiner Formen hatten einen "Tropfen" unter dem Kopf, so dass der Kopf etwas wie ein Ei aussah. Im Pfeifenkatalog von Pibe-Dan war ganze Reihe von verschiedenen „Eiern“ zu sehen,  z. B.. das " Kiebitzei..."

Eine andere, neue Sache war der technische Perfektionismus. Heute erwarten wir von einem Pfeifenhersteller, der die meiste Arbeit mit der Hand ausführt, das im Ergebnis eine Pfeife entsteht, die seinen Vorstellungen entspricht, eine perfekte Bohrung hat, einen komfortablen Biss, einer absolut glatte Oberfläche an Kopf und Mundstück, eine schöne Maserung und in anderen technischen Aspekten den Vorgaben einer guten Pfeife entspricht. Aber zu dieser Zeit waren die meisten Fabrikpfeifen mehr oder weniger unvollkommen. Sixten erhöhte auch die technische Qualität. 

Eine andere Spezialität von Sixten war seine Verwendung von verschiedenen Materialien wie Bambus, Horn oder sogar Rinderknochen. Diese Materialien waren zuvor auf gleiche, elegante Weise nicht verwendet worden. Als Sixten nach dem Krieg begann, war Bruyère sehr knapp. Also musste Sixten kreativ mit den Blöcken umgehen. Es wird unter anderen Pfeifeherstellern gesagt, dass, wenn ein "normaler" Pfeifenmacher ein Pfeife aus einem Klotz des Bruyères machen konnte, Sixten drei machen würde. Um mehr Köpfe aus einem Block zu bekommen, mussten die Köpfe ziemlich kurze Holme haben und, um eine perfekte Form zu bekommen, mussten die Holme mit einem anderen Material verlängert werden.

Sixten wurde im Jahr 1910 geboren und ist immer noch lebendig. (er starb 2001, Anm. d. Übers.) Aber Sixtens Sohn Lars, der auch ein weltberühmter Pfeifenmacher ist, sagt, dass er sehr alt in verschiedener Hinsicht geworden ist. Er machte seine letzten Pfeifen im Jahr 1992-1993. Er hatte nie eine große Produktion; nicht mehr als ca. 200 Pfeifen pro Jahr. Er verkaufte in vielen Ländern, Japan, Dänemark, Deutschland und USA seine Pfeifen, um nur einige zu benennen. Sixten hörte 1965 auf, seine Pfeifen zu klassifizieren.

 

Lars Ivarsson

Lars gibt zu, dass er ziemlich privilegiert gewesen ist. Sehr wenige zukünftige Pfeifehersteller hatten die Chance in der Werkstatt des führenden Pfeifenmachers das Taschengeld durch Reparaturarbeiten aufzubessern. So begann Lars den schweren Weg in der Werkstatt seines Vaters Sixten. Schon als 17 Jahre alter Junge verkaufte er die erste Pfeifen unter seinem eigenen Namen an Iwan Ries in Chicago. Lars hat denselben guten Ruf wie sein Vater gewonnen. Bevor Lars beschloss Pfeifenmacher zu werden, wollte er eine "richtige" Bildung absolvieren, so dass er begann, Betriebswirtschaft zu studieren.  

Während er an der Handelsschule studierte, verdiente er immer noch seinen Lebensunterhalt als ein Pfeifenmacher. Und das Pfeifenmachen siegte über die Betriebswirtschaft, obwohl er einen akademischen Grad erwarb. Er arbeitete nie als Wirtschaftswissenschaftler. Wie viele andere Pfeifenhersteller bevorzugte Lars die friedliche Umgebung auf dem Lande. Er lebt in einem Landhaus, wo er auch seine Werkstatt hat. Während der letzten Jahre, als Sixten noch Pfeifen machte, half Lars ihm einen oder zwei Tage pro Woche in der Werkstatt. Mitte der 80ger  wollte Lars versuchen sein kreatives Geschick auf eine andere Weise als nur mit Pfeifenmachen zu erproben. So begann er, seine eigenen (Jagd-) Messer herzustellen, hauptsächlich als Hobby. Wenn Sie Lars' Vollkommenheit in der Pfeifenherstellung kennen, kennen Sie auch die großartige Qualität seiner Messer. 

Die Vorstellung von Vollkommenheit hat Lars von seinem Vater erhalten. Lars sagt, dass er sich daran erinnert, wie Sixten, "nicht gut genug", sagte und "weitermachen", als Lars jung war und sich mit einem Detail einer Pfeife herumschlug. Heute sagt Lars, dass man an einer Pfeife arbeiten müssen, bis man sie nicht mehr verbessern kann: "Soweit, bis der nächste Ansatz des Sandpapiers das Ergebnis verschlechtern würde“ Lars' Pfeifen sahen zunächst Sixtens sehr ähnlich, aber er fand bald seinen eigenen Stil. Lars hat viele Formen durch Papierskizzen erdacht - nicht ganze Pfeifen, nur Linien und Kurven. Vor 15 Jahren sagte Lars, dass er durch Sehen experimentierte, wie gebogen und gedrängt er seine Pfeifen machen konnte. Heute sind seine Formen entweder ziemlich gedrängt oder ziemlich lang. Die Hälfte seiner Pfeifen ist unsymmetrisch. Seine Farben für das finsh sind oft braun oder rötlich.

Er macht etwa 60-70  Pfeifen pro Jahr. 1-2 werden mit einem "Fisch" gestempelt, der Lars' Symbol für die absolut beste Qualität ist. Er verkauft seine Pfeifen in Japan,  USA,  Schweiz und Italien. Er raucht einheimische, dänische Tabake. 

Lars hat eine sehr begabte Tochter, Nanna, die für mehrere Jahre als Pfeifenmacherin mit ihrem Großvater Sixten gearbeitet hat, eine Ausbildung zur Designerin absolvierte und bis zur Geburt ihres Sohnes Sixten (2008) wieder im Pfeifenbau aktiv war.

Ph. Vigen  

Jes Phillip Vigen Gertsen (künstlerischer Name: Ph. Vigen) ist einer von Dänemarks weniger bekanntem highgrade Pfeifenmachern. Lange Zeit und auch heute noch fertigt er Pfeifen für andere Markennamen an. Er macht die höchste Qualitätsstufe von Bjarne-Pfeifen in seiner ländlichem Werkstatt in Süddänemark. Geboren 1953 er begann damit, in W.O. Larsens Werkstatt mit Former als seinem Lehrmeister zu arbeiten. Als Larsen die Werkstatt schloss musste Ph Vigen anderswo Arbeit finden und Svend Bang, dessen Pfeifen sehr gefragt waren, engagierte ihn, um mit Per und Ulf zusammen zu arbeiten. Das zahlte sich nicht wirklich aus. Nach einem halben Jahren wurde er bei Pibe- Dan beschäftigt, um in dort die Nachfolge von Tom Eltang anzutreten. 

Seine Hauptaufgabe in der Werkstatt von Pibe- Dan war, jeden Monat allen Pfeifen zu reparieren, aber er auch zu 8-10 neue anzufertigen. Diese Pfeifen waren – wie üblich- mit dem Namen Pibe-Dan und dem des Pfeifenmachers gestempelt.. Er blieb bei Pibe- Dan, bis der Laden im Jahr 1991 schloss. Danach versuchte er sich selbständig zu machen, aber dies war eine ziemlich schlechte Zeit dafür, da die Nachfrage nach highgrades auf vielen Märkten zurückging.

JAKOB GROTH verstarb im August 2007 nach langer, schwerer Krankheit. Fast 15 Jahre hatte er gegen die Erkrankung gekämpft, der er im Alter von nur 43 Jahren erlegen ist. Die Pfeifengemeinschaft schuldet ihm viel und wird sein Andenken in Ehren halten.

 

  Es ist ausdrücklich nicht gestattet, diese Texte, auch auszugsweise, und Bilder, ohne mein schriftliches Einverständnis herunterzuladen und zu verwenden! (c) Pipendoge, 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder: Mit freundlicher Erlaubnis der Eigentümer
 


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