Fachhandel = Fachkompetenz ?

Fachhandel vs. Pfeifenshows vs. Internet

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Die erste Pfeife 

Der Tabak

Fachhandel und Kompetenz

Glaubensfragen: Filter, Einrauchpaste, Mundstück

Grading, Estates und Sammeln

 

Woran erkennt man ein gutes Fachgeschäft und kompetentes  Personal?

Es gibt unstrittig eine Reihe wirklich sehr gut geführter Fachgeschäfte.  Ganz allgemein kann man sagen, dass ein gutes Fachgeschäft hauptsächlich an der "guten Seele" des Inhabers bzw. der Inhaberin erkannt werden kann. Auch kleine Geschäfte mit, aus rein wirtschaftlichen Erwägungen, nur eingeschränktem Pfeifen- und Tabakangebot können Orte des freundlichen Gesprächs und der kompetenten Beratung sein, wenn der Inhaber oder dessen Mitarbeiter sich für das Thema wirklich interessieren. In einem solchen Geschäft  wird dann auch gern auf bestimmte Wünsche der Kunden eingegangen werden: Eine gewünschte Pfeife wird besorgt oder sie wird für ein paar Tage reserviert, ein bestimmter Tabak wird beschafft....

Ein Geschäft mit vornehm gekleideten Personal, noblem Interieur, teuren Spirituosen oder gar mit einem Klimaraum für Zigarren, der aus unerfindlichen Gründen heute fast überall anzutreffen ist,  ist nicht hingegen zwangsläufig ein gutes Fachgeschäft. 

Natürlich möchte man ein ordentliches Geschäft betreten und die Kleidung des Personals soll angemessen sein. Wenn man aber erst eine Chinesische Mauer aus Humidoren und ein Arsenal an Whiskey-Flaschen überwinden muss und der Verkäufer, gewandet wie ein italienischer Modezar mit unwirscher Mine aus der begehbaren Zigarren-Duschkabine herauskommt, kann man erfahrungsgemäß den Laden gleich wieder verlassen. Leider klagen sehr viele Pfeifenfreunde, dass das Auftreten des Personals in "vornehmen" Geschäften meist umgekehrt proportional zur Sachkenntnis ist.

Wichtig ist die Präsentationen des gesamten Pfeifensortimentes oder aber zumindest eine Markenübersicht. Muss man nach jeder einzelnen Pfeifenmarke erst fragen und wird diese dann umständlich irgendwo hervorgeholt oder kann man an die Vitrinen nicht unmittelbar herantreten, ist schon Zurückhaltung geboten. Selbstverständlich öffnet man, im Gegenzug, nicht ohne Zustimmung des Personal eine Vitrine und entnimmt Pfeifen.

 

So sieht ein gutes Fachgeschäft aus:
Schönes Interieur, reichliches Angebot, frei zugängliche Vitrinen

Dann schaue man sich die ausgelegten Pfeifen an. Sind die Pfeifenköpfe matt und staubig und die Mundstücke matt-grau bis grün, kann man von wenig Enthusiasmus des Personals ausgehen.  Man schaue auch nach  Möglichkeiten, sich zu setzten, die Pfeifen in Ruhe anzusehen und in die Hand zu nehmen und auseinander zu drehen. Wird  das Personal dabei "zickig", verlasse man das Geschäft.

Schließlich frage man, auch wenn man gar keine solche Pfeife haben möchte, nach filterlosen Pfeifen und nach Freehand-Pfeifen. Ein ordentlich geführtes Geschäft wir davon zumindest eine kleine Auswahl haben. Außerdem kann man auch noch nach bekannten und gängigen Namen von Pfeifenmachern fragen. Wenn in einem Fachgeschäft der Name (z.B.) Barbi zu einer Wegbeschreibung zu dem Städtchen gleichen Namens Anlass gibt, kann man sehr sicher sein, im falschen Geschäft zu sein. Es gibt einfach Namen, die in der Szene so bekannt sind, dass jeder Fachmann sie kennen muss.

Es gibt auch Fachhändler, die mehr oder weniger offen die sonderbare Auffassung vertreten, dass es für einen Pfeifenmacher eine Gnade sei, das er, der "bekannte, alt eingesessenen" Pfeifenhändler ihn, den "unbedeutenden" Pfeifenmacher überhaupt im Sortiment führe. Daraus werden z.T. sonderbare Forderungen hergeleitet. Tatsächlich profitiert derjenige Fachhändler am meisten, der den Pfeifenmachern aufgeschlossen gegenüber steht, sich als Partner betrachtet und besonders jungen Pfeifenmachern durch moderate Konditionen eine Weiterentwicklung ermöglicht.

Leider hat man in jüngster Zeit zunehmend den Eindruck, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Fachhändlern nicht einmal mehr die eigenen Fachpublikationen liest und in ihrem Kenntnisstand irgendwo in den 1970ger bzw. 1980ger Jahren stehen geblieben sind.

 

 

 Was ist von Pfeifen-Shows und Pfeifenkauf im Internet zu halten?

Aus meiner Sicht gibt es nichts Schöneres für den Pfeifenfreund, als sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf einer Pfeifenshow zu treffen und dort viele Pfeifenmacher persönlich kennenzulernen und aus deren Angeboten unmittelbar auswählen und auch auf einen schöne "Messerabatt" hoffen  zu können. Zudem bieten solche Shows die exzellente Möglichkeit für Nachwuchspfeifenmacher, ihre Kreationen erstmals einem kritischem und dabei sachkundigem Publikum vorstellen zu können.

So haben Pfeifenshows in den USA ebenso eine lange Tradition wie z.B. in Spanien oder Portugal und Italien, wo es auch eine große Club-Szene gibt. Die berühmteste Show findet jeden Mai in Chicago statt, aber auch am Rande von Welt- und Europameisterschaften im Langsamrauchen werden regelmäßig Shows arrangiert. Shows sind eigentlich weltweit als üblich akzeptiert. In Deutschland gibt es bislang nur wenige solcher Shows, die sehr vom außerordentlichen Engagement Einzelner abhängen, wie die bisherigen Shows in Rheinbach 2006 und 2007 oder zuvor in Cuxhaven gezeigt haben.

Leider haben es noch nicht alle Fachhändler und Distributoren verstanden, dass solche Shows auch sehr gut geeignet sind, neue, begeisterte, potentielle Kunden zu gewinnen und sich gleichzeitig selbst einen Eindruck zu verschaffen, was es an Neuigkeiten gibt und Pfeifenmacher wie Konsumenten an sich zu binden. Es ist wohl teilweise vielmehr so, dass es Fachhändler gibt, die sich, durch jede Pfeife die auf einer Show (also an ihnen vorbei) verkauft wird, ein Stück weit in den drohenden Ruin getrieben sehen. Diese verkürzte Sichtweise ist sehr bedauerlich.

Eine zunehmend auch von einigen Fachhändler genutzte Möglichkeit ist es, Pfeifen im Internet anzubieten. Wie schon oben erwähnt, kann nicht jedes Fachgeschäft ein in Breite und Tiefe gleichermaßen großes Sortiment bereitstellen. Andererseits ist es dem Pfeifenfreund auch nicht unbedingt zuzumuten, Reisen über Distanzen von hunderten von Kilometern auf sich zu nehmen, um an eine bestimmte Pfeife zu kommen. Haben früher namhafte Fachhändler das Problem über einen Versandhandel gelöst und zum Teil sehr schöne Kataloge erstellt, gibt es heute das Internet als Verkaufsplattform. Ich kenne kaum ein nennenswertes Fachgeschäft, welches nicht in irgend einer Weise das Internet nutzt.

Wie seltsam muss es dann anmuten, wenn Fachhändler, die selbst das Internet nutzen, gegen Internetanbieter zu Felde ziehen, die selbst kein Ladengeschäft betreiben? Gegner des Internethandels mit Pfeifen generell ziehen sich auf das Argument zurück, man(n) müsse eine Pfeife anfassen und richtig begreifen können und das würde im Internet nicht möglich sein.  Das ist natürlich Unfug! Seriöse Internet-Angebote werden immer ein Rückgaberecht beinhalten und man kann selbstverständlich durchaus auch einmal Auswahlsendungen über das Internet bestellen und die Pfeifen zurückgeben, für die man sich letztendlich nicht hat entscheiden können.