Glaubensfragen: Filter, Einrauchpaste, Mundstückmaterial

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Glaubensfragen: Filter, Einrauchpaste, Mundstück

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Filter- oder Nicht-Filter?

Diese Frage stellt sich dem Pfeifen-Neuling in Deutschland eigentlich nicht so sehr, da das Pfeifenangebot hier leider zu fast 100% aus Pfeifen besteht, die für den Einsatz mit sog. 9 mm-Filtern gedacht sind. Aber obwohl ich selbst nur Pfeifen ohne Filter rauche, würde ich dem Neuling zunächst den Erwerb einer Filterpfeife durchaus empfehlen. Die Filter, die nach jedem "Rauchopfer" zu wechseln sind, erhöhen den Zugwiderstand der Pfeife und erleichtern damit die "Umgewöhnung" etwa von der Zigarette. Zudem sind die meisten am deutschen Markt befindlichen (und beim Neuling beliebten) Tabake so heftig aromatisiert, dass sie ohne Filter nur schwer "verdaulich" sind. Hat man sich später aber eventuell auf mehr naturbelassene Tabake oder englische Mixtures mit Latakia eingeschworen, sollte man Pfeifen ohne Filter verwenden. Ob man nun Aktivkohle- oder Meerschaumgranulat-Filter nimmt, ist von der Sacher her egal und den individuellen Vorlieben überlassen. Diese Filtermarotte insgesamt ist aber ein typisch deutsches Phänomen. Der Filter-Freund wird schon in der Schweiz ganz überwiegend filterlose Pfeifen finden!

Ebonit-oder Acryl  ?

Auch diese Frage wird häufig mit geradezu missionarischem Eifer diskutiert. Der Vorzug von Acrylmundstücken liegt eindeutig darin, dass die Mundstücke sehr pflegeleicht sind. Es kommt kaum zu Verfärbungen und Anhaftungen, man kann ein solches Mundstück unter warmen Wasser ab- und ausspülen und mit einem weichen Lappen polieren. Dass auch Acrylmundstücke ihren Glanz ein wenig verlieren, sieht man, wenn man ein Acrylmundstück nach längerem Gebrauch an einer Poliermaschine aufarbeitet. Somit sind Pfeifen mit Acrylmundstück recht alltagstauglich. 


Neu- und hochwertiges Ebonitmundstück (li.) sowie ein gebrauchtes Acrylmundstück (re.)
Auch das Acrylmundstück bedarf einer gelegentlichen Politur und ist nicht 100%-ig frei von Anhaftungen
.

 Der Nachteil von Acrylmundstücken ist, dass das Material relativ hart ist. Er gibt Pfeifenraucher, die es gewohnt sind, ihren Pfeifen einen "individuellen Biss" zu verpassen, indem sie auf dem Mundstück herumbeißen, bis es passt. Diese werden sich mit Acrylmundstücken nicht anfreunden, sondern mit Ebonit (Parakautschuk) besser fahren.


Handgefertigtes Ebonitmundstück einer urspünglich recht guten Freehand mit zahlreichen Verfärbungen
 und Anhaftungen (li.)  sowie das gleiche Mundstück nach einer Maschinenpolitur (re.) : 
Im Mundstück spiegeln sich nun die drei Lampen meines Arbeitsplatzes

Ebonitmundstücke haben den Vorteil, sehr bissfreundlich zu sein. Für den Pfeifenmacher ist es besser zu verarbeiten und erlaubt grazilere Mundstücke zu fertigen. Der ganz entschiedene Nachteil von Ebonitmundstücken ist die, verglichen mit Acryl, schlechtere Oberflächengüte. Ebonitmundstücke neigen nicht nur zu Verfärbungen, sondern auch eher zu Anhaftungen. Freilich gibt es qualitativ sehr unterschiedliche Ebonitmundstücke, aber allen ist gemeinsam, dass sie früher oder später stumpf werden können.  Abhilfe schafft hier nur eine regelmäßige Maschinenpolitur. Aber auch hierbei ist Zurückhaltung geboten. Bei besonders grazilen Mundstücken, kann man durchaus einmal versehentlich soviel Material "wegpolieren", dass der Rauchkanal freigelegt wird. Dennoch haben die meisten Pfeifenraucher, die Pfeifen mit Ebonitmundstücken bevorzugen, sich früher oder später eine Poliermaschine zugelegt. Ein deutsches Tabakversandhaus bietet Polierscheiben und Halterungen an, die  an normalen Heimwerkerbohrmaschinen verwendet werden können.

Für den Preis der "Umrüstung" von zwei bis drei Pfeifen von Ebonit- auf Acrylmundstück bekommt man auch schon eine ordentliche, ortsfeste Poliermaschine mit dem nötigen Zubehör, welche natürlich auch zur optimalen Pflegen des Holzes herangezogen werden kann.

Handcut oder Massenware ?

Bei Serienpfeifen ist es wirtschaftlich nicht nicht machbar, für jede Pfeife ein Mundstück gesondert per Hand anzufertigen. Bei Handgefertigten Pfeifen gehört das eigentlich dazu. Dennoch gibt es Ausnahmen, wenn überwiegend handgefertige Pfeifen in einem mittleren Preissegment angeboten werden sollen. Hier ist zunächst einmal ein ehrlicher Umgang mit dem Konsumenten gefragt. Wenn es sich um kein handcut-Mundstück handelt, sollte das auch ausgewiesen werden, es ist ja keine Schande sondern dient dazu, einen kulanten Preis zu finden.

Um  akzeptieren zu können, kein handgefertigtes Mundstück vorzufinden, ist es zudem unabdingbar, dass der Pfeifenmacher oder die Manufaktur diese Mundstücke sorgsam nachbearbeitet, d.h. entgratet, schön poliert und wenn notwendig auch den Mundstückschlitz erweitert und den Biss auf übliche Höhe reduziert. Sonst kann ein solches vorgefertigtes Mundstück zum Ärgernis werden.

Schlecht nachbearbeitetes, vorgefertigtes Mundstück. An der Längsseite ist ein recht scharfer Grat vom Pressvorgang erkennbar, die Politur ist nicht schön, die Biss-Stege sind klobig, der Schlitz klein - Das Mundstück ist in Bissnähe dünn, wird dann dicker und schließlich wieder dünner: Ein Mundstück, welches billig wirkt.

 

Was ist von Einrauchpaste zu halten?

Die Verwendung von Einrauchpaste ist unter Pfeifenenthusiasten nicht unumstritten. Das mag von der teilweise geübten Praxis herrühren, dass man mit einer solche Paste kleine Fehler im Brennraum kaschieren kann. Nur, was ist daran so schlimm? Nichts! Wie immer, kommt es bei der Einrauchpaste auf Qualität an. Selbst die besten Pfeifenmacher der Welt verwenden Einrauchpasten. Diese sind Gemische aus Wasserglas und medizinischer Holzkohle, in der Regel tief schwarz, ohne Ausblühungen und geschmacksneutral. Eine derartig solide gemachte und behutsam aufgetragene Einrauchpaste ist eigentlich über jede Kritik erhaben.


Freehand aus Italien (li.) und eine gut 20 Jahre alte Freehand aus Deutschland, ungeraucht (re.)

Leider findet man aber bei Serienpfeifen (aber auch im Hochpreissegment)   Einrauchpasten auf Gummiarabicum-Basis, die dann in den ersten Wochen tatsächlich übel schmecken können. Viele Pfeifenfreunde scheuen deshalb die Mühe nicht, diese Einrauchpaste zu entfernen. Bei ganz billigen Pfeifen soll sogar Bitumen als Einrauchpaste dienen. Beides ist abzulehnen.

Natürlich bietet eine Pfeife ohne Einrauchpaste einen schönen Anblick. Insbesondere helle italienische Spitzenmodelle imponieren durch den Verzicht auf Einrauchpaste. Eine derartige Pfeife dann aber einzurauchen ist nicht immer ein Vergnügen, auch bedarf es schon einiger Erfahrung und Besonnenheit.

Mir persönlich ist es, nach 30 Pfeifen-Jahren, relativ egal, wie eine Pfeife diesbezüglich ausgestattet ist. Dem Anfänger wird aber eine ordentliche Einrauchpaste sicher helfen, sich mit dem Pfeiferauchen anzufreunden.