Estate-Pfeifen, Grading und Pfeifensammeln

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Was ist von Gebrauchtpfeifen, sog. "Estates" zu halten?

Diese Pfeifen bieten vor allem eine gute Möglichkeit, sich preisgünstig eine größere Anzahl an Pfeifen zuzulegen bzw. eine Pfeifensammlung aufzubauen. Ehe man sich für den Kauf einer Gebrauchten entscheidet, sollte man aber für sich Klarheit haben, ob man wirklich die Pfeife eines anderen Menschen in den Mund nehmen möchte.  Es ist niemand zu verdenken, das nicht tun zu wollen, aber man kann ja solche Pfeifen auch nur sammeln und sich an ihrer Schönheit und Seltenheit erfreuen.

Sollte man sich also prinzipiell für Estates entschieden haben, muss man in jedem Fall den Preis prüfen. Für eine Pfeife 25.- € auszugeben, die neu 150.-€ und mehr kostete, kann eigentlich kein großer Fehler sein, wenn die Pfeife in gutem Zustand ist.  Allerdings sollte man sich im Preisgefüge gut auskennen. Leider werden immer wieder "Estates"  zu Preisen angeboten, die, wissentlich oder unwissentlich, über dem Neupreis liegen. Letzteres kann aber bei Sammlerstücken durchaus auch einmal gerechtfertigt sein, besonders wenn es sich um Unikate handelt oder der Pfeifenmacher schon lange nicht mehr aktiv oder gar verstorben ist. Auch wenn man sich für spezielle Pfeifen interessiert, etwa für englische Serienpfeifen vor dem 2. Weltkrieg oder die Anfänge dänischer Freehands, wird man gar nicht ohne Estates auskommen, da aus dieser Zeit nur eine ganz geringe Anzahl noch ungerauchter Pfeifen existiert. Natürlich kommt es auf den Zustand der Pfeife an und auch darauf, ob man die Geduld und die Mittel hat, die Pfeife hygienisch einwandfrei zu reinigen und aufzuarbeiten.

Allerdings gibt es auch Anbieter, die Pfeifen nicht auf- sondern umarbeiten, also die ursprüngliche Beize großzügig abschleifen und nach eigenem Geschmack und Können neu beizen und mehr oder weniger professionell polieren. Solche Pfeifen kann man wohl rauchen, als Sammlerstücke sind sie unbrauchbar. Es gilt: Hat man eine Pfeife, die einem besonders am Herzen liegt, bitte man einen  Pfeifenmacher oder einen professionellen Fachmann für Pfeifenaufarbeitung um Hilfe.

Ich persönlich stehe "Estates" positiv gegenüber. Es gibt eine Reihe von Händlern, stationär oder im Internet, die derartige Pfeifen in einwandfrei aufgearbeitetem Zustand anbieten. 

 

Wenn die Sammelleidenschaft erwacht....

Viele Pfeifenraucher werden irgendwann auch zu Sammlern. Warum? Nun, Pfeiferauchen ist nicht nur das Abbrennen von Tabak in einem dafür geformten Stück Holz mit einem Mundstück daran, wenngleich es sicher für die überwiegende Anzahl von Pfeifenrauchern eben genau das ist, nicht mehr und nicht weniger und das ist auch ganz o.k.


Eine "praktische" Pfeife: Sandgestrahlt, gerade, ordentliche Verarbeitung.
 Aus dieser "unverwüstlichen" Pfeife wird sich gut rauchen lassen.

Für diejenigen, die sich auf dieser Seite eingefunden haben,  ist Pfeiferauchen auch ein  optisches, haptisches, gustatorisches und olfaktorisches Erlebnis. Eine Pfeife sieht auch irgendwie "schön" aus und fasst sich "gut" an, der Tabak schmeckt "angenehm mild" oder "würzig" und "duftet". Und so kommt es, wenn man an diesen Komponenten des Pfeiferauchens zunehmend gefallen findet -und letztlich tragen diese Komponenten zum Entspannen sehr viel bei- dazu, dass man sich nicht nur einen größeren Tabakvorrat anlegt,  sondern auch beginnt, immer mehr Pfeifen zu erwerben. Da spielen z.B. Form und Maserung eine Rolle, die Verwendung von Zierelementen und anderes mehr, wie z.B. die Seltenheit einer Marke oder die Ausfertigung der Pfeife.


Eine hervorragend gearbeitete Pfeife, die sich mit Sicherheit gut rauchen lässt, aber der Maserung wegen auch das Auge anspricht. Zudem wird es Freude machen, diese Pfeife in der Hand zu halten,
 ihre Oberfläche zu berühren, und vieles mehr...

 Das Sammeln von Pfeifen kann nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen.  Es gibt Sammler, die z.B. auf ältere englische Serien-Pfeifen spezialisiert sind oder solche, die skandinavische Unikate bevorzugen. Andere sammeln beispielsweise Pfeifen mit Bambus-Zwischenstücken oder mit bestimmten anderen Zierelementen. Die Möglichkeiten, sich ein eigenes Sammelgebiet zu schaffen, sind zwar in der Regel finanziell begrenzt, nicht jedoch vom Ideenreichtum her.


Eine Pfeife, bei der die Formgebung und Maserung im Vordergrund steht.
 Man wird diese Pfeife wohl auch rauchen können

Für mich bildet das Pfeiferauchen und das Sammeln eine Einheit.

 

Welche Rolle spielen Qualitätsabstufungen (Grades) ?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten! Zunächst ist generell offen, was denn eigentlich ein "Grading"  widerspiegelt. Ist es der Gesamteindruck der Pfeife, die Maserung, die Verarbeitungs- und Holzqualität oder der Arbeitsaufwand, den der Pfeifenmacher hatte oder die Summe all dessen? Ursprünglich diente ein "Grading" eher dazu, um bei eventuellen Reklamationen dem Kunden eine vergleichbare Pfeife anbieten zu können. Bei einigen älteren Pfeifen des legendären Geschäftes "Pipe Dan" in Kopenhagen wurde z.B. einfach der Preis eingestempelt.

Natürlich möchte  jeder Käufer die bestmögliche Qualität für sein Geld und er möchte ggf. auch Preisvergleiche anstellen können. Dabei kann ein "grading" hilfreich sein. Dennoch ist ein "grading"  nicht unumstritten. In Skandinavien herrscht die Meinung vor, dass, wenn einem eine Pfeife gefällt, es egal ist, ob und wie sie "ge-graded" ist. Dementsprechend werden Pfeifen für den skandinavischen Markt selten "ge-graded". Tauchen derartige Pfeifen dann am internationalen Markt auf, gibt es oft Unklarheiten, was die Pfeife wert sei, was besonders den Sammler stören mag.

Ein anderes Problem ist, dass die einzelnen "gradings"  verschiedener Pfeifenmacher sehr unterschiedlich sind. Es gibt einfache "gradings" mit 4 oder 5 Kategorien und solche von großer Komplexität mit vielen Kategorien und Unterkategorien. Mache "gradings"  sind derart wirr, dass niemand recht weiß, was sie überhaupt bedeuten. Auch die "Richtung" der "gradings" sind oft unterschiedlich, manchmal ist "A" die höchste, manchmal die niedrigste Stufe. Zu beobachten ist auch, dass manche Pfeifenmacher ihr System zunehmend spreizen.

Ein weiteres Problem ist, dass sich die Pfeifenmacher in der Regel bezüglich ihrer Qualitätsansprüche entwickeln. Wenn Pfeifenmacher XY vor 10 Jahren einer Pfeife noch sein höchstes "grade"  verliehen haben mag, kann diese heute von ihm selbst schon ganz anders beurteilt werden. 

Besonders albern sind dann hin und wieder anzutreffende Äußerungen wie: "Diese Pfeife ist schon 15 Jahre alt und mit "B" gegradet. Solche Pfeifen würde er (der Pfeifenmacher) heute viel höher bewerten." Wahrscheinlich wird es eher umgekehrt sein, letztlich kann sich nur der jeweilige Macher selbst dazu äußern.

"Gradings" unterliegen manchmal anscheinend auch einer gewissen "Inflation". Es gibt Pfeifenmacher, die zeitweise fast alle Pfeifen mit der höchsten Qualitätsstufe stempeln, auch wenn recht mediokre Stücke darunter sind, d.h. die Zuverlässigkeit des grades darf, zumindest  zeitweise in Frage gestellt werden.

Bo Nordh verwendete gar kein "grading"! Jörn Micke stempelte seine absoluten Spitzenstücke zusätzlich  mit einem Zebra, Jess Chonowitsch verwendet eine Taube, um seine Top-Stücke zusätzlich zu kennzeichnen und Lars Ivarsson verwendet einen Zusatzstempel "Fisch" für besonders herausragende Exemplare.

Meine persönliche Meinung: Ein "grading"  ist hilfreich zur Orientierung, sollte aber die Kaufentscheidung nicht maßgeblich dominieren.

Eine ausgesprochene Unsitte ist es, wenn Pfeifen, die nicht im Sinne einer "Hausmarke" oder "Haus-Serie" angefertigt wurden, mit einem  zusätzlichen Stempel des Geschäftes versehen werden, auch wenn der Kunde das ausdrücklich nicht wünscht.

 

Zwei wichtige Fragen zum Schluß:

Ist Pfeifen- und Zigarrenrauchen "gesünder" als Zigarettenrauchen?

Eindeutig nein: Rauchen ist und bleibt generell gesundheitsschädigend und es wäre fatal, dies nicht zu berücksichtigen! Rauchen verursacht chronische Entzündungen im Bereich der oberen Luftwege. Viele Tabakinhaltsstoffe sind zudem als sichere kanzerogene (krebsauslösende) Substanzen bekannt. Auch wenn beim Pfeifenrauchen der Rauch unter Umständen nicht so tief inhaliert wird, entfaltet er sich in den oberen Luftwegen (Mund-Nasen-Rachen-Raum) in umso höherer Konzentration. Die dortigen Gewebe unterscheiden sich in ihrem Aufbau und somit in ihrer Anfälligkeit nicht von denen etwa der Bronchien. Deshalb ist bei Pfeifen- und Zigarrenrauchern ein gehäuftes Auftreten von bösartigen Tumoren - Krebs - im Bereich der Lippen, der Wangenschleimhaut, des Mundbodens und des Kehlkopfes zu beobachten, verglichen mit Zigarettenrauchern, wo der Krebs sich eine Etage tiefer manifestieren kann.

War man bislang der Ansicht, das die Wirksubstanz Nikotin selbst keinen Einfluss auf die Krebsentstehung hat, muss man vermutlich diese Sichtweise inzwischen revidieren. Es gilt derzeit als sehr wahrscheinlich, dass Nikotin diejenigen Mechanismen der körpereigenen Abwehr behindert, die normalerweise körpereigene, entartete Zellen (Krebszellen) bekämpfen.  Deshalb wird beim Raucher die Bildung eines bösartigen Tumors (Krebs) - an beliebigen Stellen des Organismus- nicht so gut verhindert wie beim Nichtraucher.

Es gibt zudem einen sicheren Zusammenhang zwischen vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen  (koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt) und dem Rauchen.

Hierüber sollte sich jeder im Klaren sein und individuell abwägen ob er mit dem Rauchen beginnen möchte oder davon Abstand nimmt. Rauchen ist auch ganz eindeutig eine Sucht, weshalb die Entwöhnung extrem schwierig ist.

 

Ist "Passivrauchen" gesundheitsgefährdend?

Zunächst: Als Pfeifenraucher ist man üblicher Weise besonders rücksichtsvoll Nichtrauchern gegenüber und wird Verständnis haben, dass nicht jedem der Tabakduft gefällt und sich andere Menschen dadurch belästigt fühlen. Da man seine Pfeife allerdings nur in ungestörter Atmosphäre richtig genießen kann, wird man besser darauf verzichten, wenn aus der Umgebung kritische Äußerungen laut werden!

Ob "Passivrauchen" gesundheitliche Risiken in sich birgt, kann meiner persönlichen Ansicht nach zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit wissenschaftlichen Methoden nicht belegt werden. Natürlich sagt einem der gesunde Menschenverstand, dass langjährige oder / und hoch dosierte Exposition mit Tabakrauch nicht ohne Einfluss auf die Gesundheit eines Nichtrauchers sein kann. Aber darum kann es bei der Herleitung von Gesetzen zum Schutz vor "Passivrauchen" nicht gehen.

Um den wissenschaftlichen Nachweis zu Erbringen, dass eine bestimmte Substanz (oder eine Mischung von Substanzen) eine bestimmte biologische Wirkung entfaltet, gibt es wissenschaftliche Standards, die zum Beispiel auch bei der Entwicklung von Arzneistoffen verpflichtend zur Anwendung kommen müssen, sog. "Klinische Studien". Hierbei muss nach einem extrem aufwendigen und streng reguliertem Procedere der Nachweis geführt werden, dass eine bestimmte Wirkung reproduzierbar und dosisabhängig eintritt. Bei Arzneimitteln wird das mit sogenannten randomisierten Doppeltblindstudien gemacht. Solche klinischen Studien sind entsprechend teuer. Für die Entwicklung nur eines Arzneistoffes zur Marktreife werden ca. 500 Mio. - eine Mrd. Euro veranschlagt.

Im Falle des Wirkungsnachweises des "Passivrauchens" zum jetzigen Zeitpunkt (2007) wäre es  erforderlich gewesen, prospektiv  recht großen Stichproben von Nichtrauchern ohne Passivrauchexposition und solche mit Passivrauchexposition über eine langen Zeitraum (20 - 40 Jahre) zu beobachten und regelmäßig ärztlich zu untersuchen. Hierbei hätte durch das Studiendesign zusätzlich sichergestellt werden müssen, dass ganz ausschließlich der Faktor "Passivrauchen" für die eventuell zu beobachtenden Unterschiede im Gesundheitszustand verantwortlich gemacht werden kann. Faktoren wie Geschlecht, Lebensalter, Wohnort, berufliches und soziales Umfeld, familiäre Prädisposition, Ernährungsgewohnheiten hätten vor Studienbeginn in beiden Stichproben gleich verteilt gewesen sein müssen (ge-"matcht" worden sein).

Zudem: Bei der Entwicklung und Begründung von Schutzbestimmungen z. B. im beruflichen Umfeld wird davon ausgegangen, dass die Wirkung einer Substanz oder eines Substanzgemisches (oder aber von Strahlung, wie z.B. Röntgenstrahlung) dosisabhängig ist. Es werden entsprechende Maximalwerte gesetzlich verankert und an der Realität orientiert ggf. später angepasst. Kein Mensch käme auf die Idee, allein den Faktor "Röntgenstrahlung" unreflektiert zum Anlass zu nehmen, deren Einsatz per Gesetz zu untersagen.

Meiner ganz persönlichen Ansicht nach, die man sich nicht zu eigen machen muss, sind  retrospektive Studien die ganz allgemein den "weichen" Faktor "Passivrauchen" dosisunabhängig betrachten, methodologisch ungeeignet, auch wenn das verwendete mathematisch-statistische Inventar insgesamt korrekt sein mag. Ein korrektes Instrumentarium auf einen methodologisch fragwürdigen Ansatz anzuwenden kann nur zu Ergebnissen führen, die zumindest hinterfragt werden sollten!